Das Jahr 2019 beginnen wir im Kunstverein Bad Nauheim mit zwei Künstlern, dem Maler Jupp Linssen und dem Bildhauer Zeljko Rusic. Vertreten durch die Galerie Reitz aus Köln, stellen die beiden Künstler Objekte in den Mittelpunkt, die den Raum ganz für sich einnehmen. Galeriemanagerin Angela Reitz freute sich über die Einladung des Kunstvereins: „Die lichtdurchfluteten Galerieräume des Kunstvereins bieten sich an, die Werke der beiden Künstler in Dialog treten zu lassen.“ In Zusammenarbeit mit dem Vorstand entstand schlussendlich der Gesamteindruck, der sich Mitgliedern und Besuchern nun sechs Wochen lang in der Trinkkuranlage bietet.

Ein Bild ist es nicht, was der Maler Jupp Linssen mit nach Bad Nauheim bringt: Er rückt seine Arbeiten heraus aus den üblichen zwei Dimensionen und hebt sie physisch in eine greifbare, dritte Dimension, um den Objekten gleichsam metaphysische Tiefe und Bedeutsamkeit zu verleihen. Fundstücke aus Zinkblech, Holz oder oxydiertes Eisen lässt Linssen zum Bestandteil seiner Bildobjekte werden. Sein Bezug zu diesen Findlingen wird in der texturorientierten Malerei aufgenommen, die ästhetische Grenze zwischen Vorgefundenem und künstlerisch Hergestelltem wird bewusst aufgehoben. Die fertigen Bildobjekte werden aus einer sinnlichen zu einer dinglichen Barriere im Raum des Betrachters. Für den 1957 geborene Maler ist das Formschöne unwichtig, jedenfalls insoweit, als der Bildkörper nicht in Rahmen gezwängt, die Oberfläche nicht glatt und das Material nicht neu sein muss. Seinen Arbeiten für den Raum geht es um Glaubwürdigkeit. Sie verheimlichen ihre Entstehung nicht, man spürt ihr Handwerk im Spannungsfeld zwischen romantischen Elementen und pragmatischen Notwendigkeiten.

Auch die Skulpturen des 10 Jahre jüngeren Zeljko Rusic sprechen die ganz deutliche Sprache des Handwerks. Der Bildhauer lässt sich nicht mit gängigen Maßstäben messen, seine Objekte sind figurativ und abstrakt zugleich, sie nehmen den Raum ein und überlassen es dem Betrachter, ihre Geschichte zu entdecken. Rusic belässt das Material Holz durchweg in seiner natürlichen Struktur und Konsistenz, betont bei einigen Arbeiten aber besonders die Struktur, indem er das Holz samtartig schwarz flämmt oder weißt. Mal fein, mal kräftig mit bewusst rauen Schnitten, Riefen und Rissen einbezogen, gestaltet der Künstler seine Menschenbilder, die dadurch einen unverwechselbaren, ganz persönlichen Ausdruck erhalten. Seine besondere Empathie für das Material Holz fordert den Bildhauer heraus, die Widerstände des Materials zu überwinden und auszutesten, was gerade noch machbar ist. Immer wieder provoziert er damit ein fast ungläubiges Staunen beim Betrachter darüber, wenn sie erfahren, dass die Kunstwerke in der Regel aus einem Holzblock gefertigt wurden – und dann noch mit einem der rauesten Holzbearbeitungsgeräte, der Kettensäge.


Für den Kunstverein bildet die Ausstellung mit diesen beiden, international beachteten Künstlern den Auftakt in eine Serie hochkarätiger und gleichsam abwechslungsreicher Ausstellungen in diesem Jahr. „Wir konnten noch in 2018 alle Termine und Künstler für unsere Galerie festmachen, das kann sich sehen lassen,“ wirft Vereinsvorsitzender Jens Arnold einen Blick auf die Jahresplanung. Der erst in 2018 angetretene 8-köpfige Vorstand legt damit schon im Januar einen Jahresflyer mit allen Terminen und Künstlern vor. Sie liegen im Rathaus sowie der Tourist-Information aus und können beim Besuch in der Galerie mitgenommen werden. Der Vorstand um Jens Arnold lädt am 25. Januar 2019, um 19.00 Uhr zur Vernissage in die Galerie der Trinkkuranlage ein und freut sich auf reges Interesse der Mitglieder und der Öffentlichkeit.
Ab Samstag, den 26. Januar, kann die Ausstellung bis 3. März zu den bekannten Öffnungszeiten besucht werden.